60 Jahre voller Wandlungen
In den 1960er-Jahren schafft ORLAN zahlreiche feministische Fotografien, in denen sie dem Gefühl Ausdruck verleiht aus gesellschaftlichen Konventionen ausbrechen zu müssen. Sie fällt sprichwörtlich aus dem Rahmen und entwickelt immer neue Ausdrucksformen in ihrer Kunst. In den 1970er-Jahren vollzieht sie den Bruch mit dem ihr gegebenen Namen. Sie behält die Silbe „OR“, im Französischen bedeutet es Gold, und fügt „LAN“ hinzu. Ihr selbst gewählter Name, ausschließlich in Versalien geschrieben, lässt sich keinem bestimmten Geschlecht mehr zuordnen. Zu dieser Zeit entstehen ihre wegweisenden MeasuRAGE-Performances sowie die Performance Der Kuss der Künstlerin, in der sie 1977 auf der Kunstmesse FIAC im Pariser Grande Palais für 5 Francs einen Kuss zum Verkauf anbietet.
In den 1980er-Jahren setzt sich ORLAN intensiv mit der Epoche des Barocks auseinander. Inspiriert von Lorenzo Bernini inszeniert sie sich als Madonna in unterschiedlichen Posen und erschafft imposante Faltenskulpturen. Mit ihrem Manifest L‘Art Charnel (Fleischeskunst) verfasst die Künstlerin 1989 die theoretische Grundlage ihrer chirurgischen Performance-Eingriffe, die sie neun Mal von 1990 bis 1993 durchführt.
Ab den 2000er-Jahren beschäftigt sich ORLAN in ihren Kunstwerken vermehrt mit Themen aus dem Bereich der Biotechnologie und Robotik und nutzt dabei Techniken wie Augmented Reality und Videoanimation.